Atomenergie ideologiefrei begegnen – zurück in die Zukunft

Die Bewältigung des menschengemachten Klimawandels ist das zentrale Menschheitsprojekt der kommenden Jahre. Offensichtlich muss die Stromerzeugung als größter CO2-Emittent
so schnell wie möglich klimaneutral werden. Bei der Bewältigung dieser Herausforderung müssen wir Vernunft und Pragmatismus über Ideologie stellen. Vor allem müssen wir technologieoffen bleiben und über jede Energieart nachdenken. Hierzu zählt insbesondere die Kernkraft.

Wir sehen heute, dass es ein Fehler war, zuerst aus der Atomkraft und erst danach aus der extrem klimaschädlichen Kohlekraft auszusteigen. Dies sehen ebenfalls der Weltklimarat (IPCC) und die UNO so, seien die Klimaziele von Paris ohne Kernkraft nicht erreichbar.

Zwar sind auch wir der Auffassung, dass herkömmliche Kernspaltungsreaktoren aufgrund des Risikos eines Atomunfalls sowie der noch immer fehlenden Lösung, Atomabfälle dauerhaft zu lagern, keine langfristige und perfekte Lösung sind. Dennoch können mittelfristig zur Versorgungssicherheit beitragen, sind sie schließlich eine CO2-arme Stromerzeugungsform. Außerdem machen sie uns unabhängiger von anderen Energieformen, insbesondere aus Russland.

Außerdem sind neue Generationen von Reaktoren (z.B. Flüssigsalz-, Laufwellen- und Brutreaktoren) in der Entwicklung, mit denen das Risiko eines GAUs sowie die Atommüll-Problematik weiter gesenkt wird. Deshalb fordern wir Jungen Liberalen
Ostwestfalen-Lippe:

  • Die sich derzeit noch in Betrieb befindlichen deutschen Kernkraftwerke dürfen nicht abgeschaltet werden. Es sollten daher alle rechtlichen und praktischen Schritte geprüft und unternommen werden, die Laufzeiten der noch in diesem Jahr als letzte vom Netz gehenden Atommeiler (Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland) kurzfristig zu verlängern. Denn die Kernkraft ist hinsichtlich ihrer Risiken für Mensch und Umwelt immer noch weit weniger schädlich als die Kohlekraft, deren Ausstieg wir im Gegenzug beschleunigen wollen.
  • Wir sollten den Weg anderer Länder respektieren, die an der Atomkraft festhalten möchten. Selbst für den Fall, dass Deutschland komplett aussteigen sollte. Daher muss Deutschland die demokratische Mehrheit in der EU akzeptieren und darf die
    Typisierung von Kernkraft als klimaneutral nicht auf unlautere Weise behindern.
  • Kernspaltung ist von Kernfusion strikt abzugrenzen. Letztere Technologie erzeugt
    keinen radioaktiven Abfall und ist somit in diesem Sinne völlig harmlos. Es ist in der Wissenschaft so gut wie unstrittig, dass der immer weiter steigende Strombedarf langfristig wohl nur mit Kernfusion bedient werden kann. Daher sollte Europa hier technologischer Vorreiter sein und günstige rechtliche Grundlagen für die Entwicklung und den Einsatz von Kernfusionsreaktoren schaffen.
  • Die Forschung an neuen, modernen Kernreaktoren, welche abgebrannte Brennstäbe wiederverwerten, darf in Deutschland zukünftig keine Hindernisse in den Weg gelegt bekommen. Forschungsprojekte und -anlagen müssen in Deutschland gefördert und realisiert werden. Zudem muss die Investition in moderne Kernreaktoren erleichtert werden.